Für mich stand schon immer fest, dass ich etwas Kreatives machen werde, denn bereits als Kind hatte ich ständig das Bedürfnis zu zeichnen und war am glücklichsten mit einem Stift in Hand. Mein Ziel wurde es Kunstwerke zu schaffen, mein eigener Chef zu sein und davon meine Rechnungen bezahlen zu können. Seit meinem dreizehnten Lebensjahr verfolge ich deshalb meinen Traum vom Tätowieren.
Nach meinem Abitur setzte ich alles auf eine Karte und zog nach Berlin, um das Handwerk zu erlernen. Ganz nach dem Motto: Schaffst du es hier, schaffst du es überall! Ich habe meinen Traum zum Beruf gemacht. Ich sehe Potenzial darin, Tattoos als eine Kunstform zu etablieren. Es ist ein Handwerk und eine Dienstleistung, keine Frage, aber für den Kunden und den Künstler ist es auch eine Form der Selbstdarstellung. Der Körper ist die Leinwand und es wird etwas Neues erschaffen. Ob ein Außenstehender es als schön empfindet, ist für mich irrelevant. Mein Ziel ist, dass der Kunde mit dem Tattoo zufrieden ist. "Art wasn't supposed to look nice, it was suppose to make you feel something" (Rainbow Rowell). Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters, sobald du beim Anblick etwas empfindest, egal ob Abneigung oder Freude, hat die Kunst ihren Zweck erfüllt.
Gerne dürfen meine Illustrationen düster sein, ansonsten bediene ich mich verschiedenster Techniken oder lasse mich von alten Kupferstichen und Radierungen für meine Entwürfe inspirieren. Von Dotwork bis hin zu Aquarell, doch einem bleibe ich treu: dem Schwarz! Für mich ist das Tätowieren wie ein Ritual, eine magische Praxis, eine Meditation und ein ständiger spiritueller Wachstumsprozess. Während ich die Linie ziehe, höre ich manchmal auf zu atmen und schaffe mir den perfekten achtsamen Moment und es fühlt sich an, als würde die Zeit stillstehen. Für meine Motive betreibe ich sorgsame Recherche. Ich bediene mich unterschiedlichster Quellen; von Dokumentationen und Mythen bis hin zu Techniken alter Meister und deren Kunstwerke.
Viel zu schade finde ich es, dass das Tätowieren von vielen nur als "Dienstleistung" angesehen und nicht als eine Kunstform wahrgenommen wird. Selbst wenn das fertige Ergebnis für den einen nicht als Kunst erscheint, ist der ganze Aufwand den ein Tätowierer betreibt, von der Recherche, den Skizzen bis zum fertigen Design als Kunstprozess zu sehen. Das fertige Ergebnis am Körper sehe ich definitiv als Form der Selbstdarstellung und somit als Kunst, aber da scheiden sich bekanntlich die Geister.
NUR SCHWARZ IST WAHR UND EHRLICH